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Gehirntraining Märchen


Eine alltägliche Situation: Sie stehen „abmarschbereit“ im Flur – und fragen sich, wo Sie vor einigen Sekunden den Autoschlüssel abgelegt haben. Oder Sie treffen einen alten Bekannten: Aber wie war noch gleich sein Name? Und dann kommen die nagenden Zweifel. Sind das schon Anzeichen einer nachlassenden Gehirnleistung? Muss ich mir echt Gedanken machen? Keine Sorge, solche Vorfälle sind ganz normal. Auch wenn sich hartnäckig die Auffassung hält, dass dies auf eine verringerte Gehirnleistung hinweist – das ist nichts anderes als ein Mythos. Und davon gibt es nicht wenige!

Märchen 1: Im Alter wird man „dümmer“

Im Laufe der Jahre verringert sich die Gehirnkapazität, weil die Anzahl der Gehirnzellen(Neuronen), aber auch ihre Verbindungen(Synapsen) sich mit dem Alter nach und nach verringern. Dieser Irrtum wurde schon vor 18 Jahren durch Studien widerlegt (Details: https://www.neuronalfit.ch/bewegt-euch-und-ihr-werdet-kluger/). Leider hält sich diese Mär bis heute hartnäckig. Und das, obwohl wir wissen, dass die Plastizität des Gehirns sich durch Gedächtnistraining laufend verbessern lässt, denn: Die „kleinen grauen Zellen“ können neu gebildet werden(Adulte Neurogenese) und durch Gehirntraining auch deren Vernetzung untereinander intensiviert werden. Nur aus diesem Grund ist es möglich, auch im Alter noch neue Dinge zu erlernen und sich neue Fähigkeiten anzueignen.

Wichtig: Bleiben Sie am Ball! Denn es gilt: Use it or lose it . Wenn Sie etwas Neues gelernt haben, sei es zum Beispiel neue Wörter oder die Bedienung des neuen Handys, dann verbessern sich die Anzahl und die Verbindungen(Synapsen) Ihrer Gehirnzellen. „Trainieren“ Sie dann nicht weiter, vergessen Sie das Gelernte auch im Laufe der nächsten Wochen wieder: Die entsprechenden Verbindungen bauen sich wieder ab!

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Tipp: Bewegen und Gehirntraining

Märchen 2: Nur organisierte Menschen haben ein gutes Gedächtnis   

Wer sich Dinge gut merken kann, ist auch sonst klug. Also nur kluge, organisierte Menschen haben auch ein gutes Gedächtnis. Das stimmt nicht – zur Überraschung vieler. Nur weil Sie sich Dinge sehr gut merken können, bedeutet das nicht, dass Sie aorganizer-1427365uch sonst ein sehr organisierter Mensch sind. Es gibt Menschen mit einem phänomenalen Gedächtnis, die jedoch andererseits sehr unkreativ sind, kaum über Einfühlungskraft verfügen und auch geistig nicht besonders rege sind. Genauso können Sie kreativ, innovativ und emotional sein – vergessen dafür aber ständig, wo Schlüssel und Brille liegen oder wie Ihr Gegenüber heißt (Mein Mathe-Professor lässt grüssen).

Ab und zu etwas vergessen ist sogar positiv zu sehen. Denn ein Gehirn, das sich alles merkt, kann deutlich weniger effektiv arbeiten und ist schnell überanstrengt. Vergessen ist sogar gewollt. Nur so lassen sich Traumas effektiv behandeln. Machen wir die Probe: Erinnern Sie sich an wichtige Ereignisse in Ihrem Leben, zum Beispiel an Ihre Hochzeit, die Geburt Ihres Kindes oder einen runden Geburtstag. Wetten, dass Sie sich an solche Ereignisse bis ins Detail erinnern können?

Märchen 3: Multitasking beweist hohe Intelligenz 

Multitasking ist perfektes Gehirntraining – das meinen viele Leute. Viele Menschen sehen die gleichzeitige Erledigung unterschiedlicher Aufgaben als Training für die grauen Zellen an. Doch das stimmt so nicht. Denn wenn Sie ein Rezept nachkochen, gleichzeitig einem Bericht im Radio zuhören und zwischendurch telefonieren, stellt sich Ihr Gehirn ständig neu ein. Es muss immer wieder zwischen all diesen Tätigkeiten switchen, um sie zu bewältigen. Die Folge: Ihre grauen Zellen verringern ihr Tempo und ihre Leis­tungsfähigkeit wird gerade einmal unterdurchschnittlich. Sie werden von dem Radiobericht und dem Telefonat nur einen Teil mitbekommen – wahrscheinlich werden Sie beim Essen auch irgendeine Zutat vergessen; was kaum ein erstrebenswertes Ziel sein kann.

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Tipp: Konzentrieren Sie sich immer nur auf eine Tätigkeit, auf die dann aber voll und ganz. In dieser Zeit arbeiten Sie auf jeden Fall effektiver, als wenn Sie zwei Stunden lang Multitasking betreiben würden. Haben Sie schon mal Mathematik und neue Wörtchen gleichzeitig gelernt. Jeder Schüler wird Sie davon dringend abhalten!

Märchen 4: Jedes Gehirn ist links oder rechts dominant

Greifen Sie mit Ihrer Hand zu Ihrer Nase. Welche Hand haben Sie verwendet, die rechte, oder die linke? Mit solchen, oder ähnlichen Tests, versucht so manche Internetseite Ihnen zu verkaufen, dass Menschen sich darin unterscheiden, ob Ihre rechte oder linke Gehirnhälfte dominant ist. Doch lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen diese Tests besitzen keine wissenschaftliche Grundlage. Zwar gibt es tatsächlich bestimmte Fähigkeiten, die vermehrt in der einen oder anderen Gehirnhälfte vorkommen. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um Durchschnittswerte. Eine klare Aussage hinsichtlich der Dominanz der einen oder anderen Gehirnhälfte ist somit schlichtweg nicht möglich.

Märchen 5: Intelligent ist, wer einen hohen IQ hat!

Dieser Satz stammt aus der Zeit, als die (heute immer noch gültigen) IQ-Mess­methoden entwickelt wurden – nämlich vor fast 100 Jahren. Damals wurde auf bestimmte Fähigkeiten Wert gelegt: auf (kristallines)Wissen, das Gedächtnis und auf die Geschwindigkeit, in der bestimmte mathematische Probleme gelöst werden. Heute aber sind ganz andere Fähigkeiten wichtig. Das liegt daran, dass uns inzwischen völlig andere Informationsmöglichkeiten wie etwa das Internet zur Verfügung stehen. Daher ist es heute wichtiger, einmal erworbenes Wissen auf andere Zusammenhänge anzuwenden und zu übertragen. Auch kommt es mehr darauf an, Fakten neu zu verknüpfen und neue Ideen durch ungewöhnliche Denkweisen zu entwickeln. Neurologien wissen seit einigen Jahren, dass der Zustand des trainierbaren Arbeitsgedächtnisses mehr über die zukünftigen Leistungen eines Menschen aussagen(auch Schulnoten) als der traditionelle IQ.

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Märchen 6: Das Gehirn ist nicht trainierbar

Das ist wohl der grösste Irrtum, Gott sei Dank. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“, so, oder ähnlich, denken viele Menschen über das menschliche Gehirn. Die Entwicklung der menschlichen Intelligenz ist ein äußerst komplexes Unterfangen und leider nicht nur mit Hans und Hänschen erklärbar. Grundsätzlich lässt sich die menschliche Intelligenz in eine kristalline und eine fluide Komponente unterteilen. Während die kristalline Intelligenz das Faktenwissen (beispielsweise das Wissen über die Tierarten dieser Erde) beschreibt und durch den klassischen IQ repräsentiert wird, bezieht sich die fluide Intelligenz auf die Fähigkeit Denkprozesse anzustossen, die wir für das Lösen von Problemen benötigen, wie beispielsweise schlussfolgerndes Denken, Mathematikprobleme lösen uä. Die kristalline Intelligenz lässt sich ein Leben lang steigern, wie man bei vielen Persönlichkeiten sieht. Bis vor einigen Jahren galt es als gesicherte Erkenntnis, dass die fluide Intelligenz ab Mitte 20 stetig abnimmt, was prinzipiell immer noch gilt. Neuere Forschungen konnten hingegen zeigen, dass wir auch unsere fluide Intelligenz im Alter mit bestimmten Techniken, speziell Arbeitsgedächtnis-Training , wieder steigern können, bzw. der Zerfall aufhalten können. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wurden professionelle Gehirntrainings-Methoden entwickelt wie MAT der GfG(Gesellschaft für Gehirntraining), Neuronation, Neuronalfit, etc. Diese sogenannten adaptive Arbeitsspeicher- bzw. personalisierten Gehirntrainings bringen nachhaltigen Erfolg und widerlegen die Mär 6 eindrücklich.

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Verwendete Bilder: © Andreas Krappweis („Fairytale“) / freeimages.com, Davide Guglielmo („Organizer“) / freeimages.com